Rechtsanspruch auf Home Office?

Die Niederlande sind flächenmäßig ein kleines Land, allerdings geplagt von heftigen Problemen beim Berufsverkehr. Wer sich morgens oder abends im Verkehr zwischen Rotterdam Utrecht und Amsterdam bewegen muss, braucht außer höchster Disziplin auch viel Zeit. Dies mag die Überlegung des niederländischen Gesetzgebers beflügelt haben, seit gut einem Jahr einen gesetzlichen Anspruch auf Heimarbeit zu gewähren. In Zeiten moderner Telekommunikationsmöglichkeiten und einem leistungsfähigen Kommunikationsnetz, wie es in einem flächenmäßig kleinen Land leicht zu installieren ist, erscheint diese Möglichkeit reizvoll.

Liegt darin auch ein Weg für Deutschland? Ich meine, eher nicht, denn die mit dem Home Office verbundenen Probleme sind nicht hinreichend geklärt.

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Die Gefahr der Überlastung der Arbeitnehmer im Home Office und auch deren Selbstausbeutung mangels einer Kontrollmöglichkeit jeglicher arbeitsschutzrechtlicher Vorschriften besteht nicht nur hypothetisch. Wissenschaftliche Untersuchung aus der Schweiz haben zu Tage gefördert, dass mehr als 10 % der Arbeitnehmer im Home Office zwischen 22:00 Uhr abends und 6:00 Uhr morgens arbeiten. Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung haben ergeben, dass Arbeitnehmer im Home Office fast doppelt so viele Überstunden wie andere beschäftige leisten. Dies wird auch bestätigt durch eine Untersuchung, die an der Universität Basel durchgeführt worden ist und derzufolge Arbeitnehmer, die regelmäßig im Home Office arbeiten, im Schnitt 6 Stunden pro Woche über ihrer vertraglichen Arbeitszeit liegen.

Sind die Arbeitnehmer im Home Office darüber hinaus Mitglieder in einem Team, deren Arbeitnehmer über mehrere Zeitzonen hinweg zusammenarbeiten, ist die ständige Verfügbarkeit vorprogrammiert und auch organisatorisch nicht einzudämmen.

Die Annahme des Angebots, im Rahmen des Home Office arbeiten zu können, sollte also von Arbeitnehmern gut überdacht sein. Für manche Arbeitsplätze mag der Weg geeignet sein, generell ist aber die Versuchung nicht zu unterschätzen, mit der gewonnenen Flexibilität zu leichtfertig umzugehen und damit eine gefährliche Doppelbelastung zu schaffen. Flexibilität bedeutet nicht Zeitgewinn sondern lediglich die Möglichkeit der Umverteilung.