Equal Pay Day “Frauen verdienen 22 % weniger als Männer”

Dieses Ergebnis einer Untersuchung des wirtschaft-und sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ist gegenwärtig Gegenstand der öffentlichen Meinungsbildung, um nicht zu sagen, Meinungsmanipulation. Es wird verbreitet von Politikern, die zur Rechtfertigung ihrer eigenen politischen Vorstellungen eine entsprechende Grundlage benötigen und von Presseorganen und Sendeanstalten, die spektakuläre Nachrichten benötigen, um ihre Auflage oder Einschaltquote zu erhöhen. Sachlich ist an der Aussage wenig wirklich Brauchbares.

 

Die Schwierigkeit bei der Behandlung der Thematik liegt darin begründet, dass es an belastbarem statistischem Material fehlt, um eine seriöse Aussage machen zu können.

Studien, die zu einer Einkommensdifferenz von 20 % kommen, sind seit Jahren bekannt. Diese basieren auf dem schlichten Vergleich der Einkommen der Beschäftigten ohne Berücksichtigung der genauen Tätigkeit, der Qualifikation und auch des beruflichen Werdegangs. Auch bleibt unberücksichtigt, ob die erfassten Personen eine Vollzeit-oder Teilzeitbeschäftigung ausüben. Dass nichts ernsthaft seriöses dabei herauskommen kann, wenn man das Gehalt des Chefarztes auf der einen Seite und das einer Krankenschwester auf der anderen Seite vegleicht und damit ungleiche Einkommen von Mann und Frau begründet, dürfte auf der Hand liegen.

 

Es gibt andere Statistiken, so die des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft. Dort hat man sich die Mühe gemacht, eine so genannte bereinigte Statistik zu erstellen, die das sozioökonomische Panel als Grundlage nimmt und sehr viele Eigenschaften der Vergleichspersonen einbezieht. Ergebnis dieser Untersuchung ist eine Lohnlücke von etwa 2 %.

 

Wie wichtig die differenzierte Betrachtung ist, wird aus der Tatsache deutlich, dass nur etwa 20 % der Frauen in der Berufsausbildung die so genannten MINT-Berufe (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik) wählen, während etwa 80 % sich den Geisteswissenschaften zuwenden. Bekannt ist aber, dass die Verdienstmöglichkeiten in den MINT-Berufen ungleich besser sind, als in anderen Berufen, wobei der Anteil von Frauen in Studienfächern, für die es überhaupt keinen realen Arbeitsmarkt gibt, auch überdurchschnittlich hoch ist. Das ist eines der wesentlichen Kernprobleme auf gesellschaftlicher Basis, das sich mit einem Gesetz zur Lohngleichheit nicht bekämpfen lässt. Auch gibt es nach wie vor – nicht zuletzt bei bildungsfernen Schichten oder religiös-konservativ verankert, die Überzeugung, dass bei Frauen eine qualifizierte Berufsausbildung ohnehin unwichtig sei, weil sie heiraten und sich um die Kindererziehung kümmern werden.

 

Es gibt mithin genug zu tun für die Politik auf der Basis der gesellschaftlichen Entwicklung und der Erhöhung des Anreizes für Frauen, sich mit technischen Berufen zu befassen. Ein Interesse an technischen Berufen und Naturwissenschaften lässt sich zum Beispiel schon im Rahmen der Schulbildung entwickeln. In diesem Punkt versagt die Politik aber auf der ganzen Linie seit Jahren. Hinzu kommt noch, dass durch die Zwangseingliederung behinderter Menschen in den regulären Schulunterricht ganze Schuljahrgänge in ihrer Ausbildung benachteiligt werden, weil infolge einer mangelhaften Versorgung mit dringend erforderlichen zusätzlichen Lehrkräften, die speziell für die Beschulung und Betreuung behinderter Menschen ausgebildet sind, auch für die nicht behinderten Schüler ein qualitativ adäquater Unterricht nicht stattfinden kann.

 

Die Propagierung der Behauptung, dass Frauen im Lohn ungleich behandelt werden, entpuppt sich in Wahrheit als eine Verschleierung der eigentlichen Probleme.